Nichts als ein Standort?
Unsere Wahrnehmung von Stadt wird dominiert von einer Perspektive, die Stadt als Standort versteht, der im Kapitalismus konkurrenzfähig sein muss.
Dafür sollen verschiedene Interessenlagen unter einen Hut gebracht werden. Es setzen sich dabei diejenigen mit der meisten Macht durch. Deshalb finden sich vor allem die Interessen konsumorientierter Oberschicht und privater Investor*innen im Stadtbild wieder. So besitzt z.B. Semmelhaack in Potsdam Immobilien im Wert von annähernd einer Milliarde Euro.
Die Konsequenzen einer solchen Politik sehen vielerorts ähnlich aus: Die Fassaden werden prunkvoller und die Häuser seelenloser. Kultureinrichtungen werden geschlossen und z.B. junge Leute, Rentner*innen und Familien ohne endlos viel Geld aus der Innenstadt in Richtung Stern, Drewitz oder Waldstadt verdrängt. Die Menschen verlieren ihre Wohnungen und die Stadt ihre Lebendigkeit.
Dem wollen wir eine andere Perspektive entgegenstellen: Stadt von Unten.
Dabei geht es darum, Stadt als Begegnungsraum zu denken und für alle Bewohner*innen Bedürfnisgerechtigkeit herzustellen. Sei es in Bezug auf die Erfüllung von Grundbedürfnissen wie Essen/Trinken/Schlafen, oder nach sozialen Gemeinschaften und Bezugspunkten, nach kulturellem und politischem Input und Ausdruck. Es geht darum, eine Stadt der
selbstorganisierten Möglichkeiten zu schaffen.
Obwohl in Potsdam viele Leute an einem Ort wohnen, die mit- und füreinander Dinge organisieren könnten, sieht die Realität oft anders aus: Wir leben anonym aneinander vorbei. Ausschlüsse und Diskriminierung an Hand von Hautfarbe, Geschlecht, akademischem Bildungsgrad oder Kontostand erschweren vielen Personen die Teilhabe an der Gestaltung der städtischen Bildfläche.
Wir bitten alle Leute, die Potsdam als Ort des alltäglichen Lebens, Wirkens und Begegnens behalten und erkämpfen wollen, sich für eine Weiternutzung der FH einzusetzen und Widerstand gegen den geplanten Abriss zu leisten. Die Stadtverordnetenversammlung hat zwar alle bisherigen Versuche abgeschmettert. Ganz hoffnungslos ist es trotzdem nicht: Uns bleiben nämlich noch alle Mittel, die nicht auf das Einverständnis von Leuten angewiesen sind, die Potsdam als bloßen Wirtschaftsstandort denken. Eines davon ist die Besetzung.
Wir haben Sehnsucht nach einem Ort in der Innenstadt, den alle nutzen können, die sonst aktiv verdrängt werden. Wo es keine Mieten gibt, keinen Profit, keinen Konsumterror, keinen Kommerz. Wir möchten einen Ort schaffen, der den Ausschlüssen der herrschenden Ordnung das Prinzip der gegenseitigen Hilfe entgegensetzt. Das FH-Gebäude ist PERFEKT, um so ein Ort zu werden.
In diesen Räumen ist vieles vorstellbar:
- Büroräume für ehrenamtliche Initiativen
- Bandproberäume
- Ateliers
- Galerieräume, Ausstellungsorte
- Theaterproberäume
- Werkstätten, Reparaturräume
- Sporträume
- selbstorganisierte Kitas
- Filmabende
- Umsonstläden, Bring-und-Nimm Bücherregale
- Lagerräume für Projektgruppen
- Treffpunkte für politische Gruppen
- Orte zum Rumhängen und sich Austauschen
- selbstorganisierte Lernräume (Sprachkurse, Jonglieren lernen…)
- Jugendclub
- Küche für Alle
- und und und…
Nicht nur Sporträume und Kitas werden händeringend gesucht. Es gibt bereits einige Initiativen, die Bedarf an Räumlichkeiten im FH-Gebäude angemeldet haben. Und immer, wenn ihr Ideen habt, kann etwas Neues entstehen.
Wir alle entscheiden jeden Tag durch das, was wir tun, was wir nicht tun und wie wir über bestimmte Probleme und Lösungen sprechen, welches der oben genannten Stadtkonzepte mehr Ausdruck in Potsdam findet.
Wir freuen uns auf alle Menschen, die eine Besetzung der FH mittragen – und sei es einfach, indem ihr euch NICHT öffentlich davon distanziert. Jede und jeder kann auf ihre oder seine Weise ein Teil davon sein, die FH mit Leben zu füllen.